Innovation
| Neues Denken | Ideenfindung | Zukunftsgestaltung | Zukunftsdesign | Spielen
Bestimmen Sie die Spielregeln!
Spielen hat weit mehr mit unserer Wirklichkeit zu tun, als wir ahnen. Statt
spielerisch an eine Aufgabe heranzugehen, bevorzugen wir die Sicherheit. Wir
wollen kein Risiko eingehen, folgen daher starr den altbekannten Regeln und
verengen damit unsere Sicht- und Handlungsweisen. Für jedes Problem ein eigenes
Spiel - mit dieser Einstellung hätten wir die Chance, neue Regeln zu entwerfen
und darauf ein neues Denken aufzubauen.
Was halten Sie davon: Wir spielen ein Spiel und Sie ganz alleine bestimmen
die Regeln. Wäre das nicht schön? Würden Sie sich das zutrauen? Oder sollten
wir doch lieber etwas Sinnvolles tun? Etwas, das uns weiterbringt? Der deutsche
Erzähler Friedrich Sieburg brachte es auf den Punkt, als er schrieb: -Solange
der Mensch spielt, ist er frei.- Also, seien Sie so frei und wagen Sie ein
gedankliches Spiel.
Im Gegensatz zu vielen anderen Aktivitäten, ist Spielen etwas Zwangloses.
Es dient zudem der Entspannung. Spielen wird meist mit Spaß assoziiert. Versuchen
wir jedoch jemanden davon zu überzeugen, dass er durch Spielen echte und ernsthafte
Ergebnisse in seinem Beruf oder seinem Unternehmen erzielen könnte, werden
wir allerdings recht schnell auf den Boden der Realität zurückgeholt. Wie
sollten sich durch Spielereien, die noch dazu Spaß und Freude machen, nutzbare
Resultate erzielen lassen?
Und dennoch: Spielen hat weit mehr mit unserer Wirklichkeit zu tun, als wir
glauben möchten. So sind beispielsweise Kindern die Neugier und die Lust am
Spielen angeboren. Das Spielen stellt die Hauptantriebskraft für die spätere
Entwicklung des Kindes dar. Auch Tiere vermitteln durch das spielerische Lernen
all das, was das überleben des Nachwuchses sichert.
Der geniale Physiker Albert Einstein wurde einmal gefragt, wie er Erfolg in
einer Formel ausdrücken würde. Er antwortete: Wenn a für Erfolg steht, gilt
die Formel a = x + y + z. x ist Arbeit, y ist Spiel und z heißt Maulhalten.
Der Teil der Arbeit ist in dieser Formel sicherlich richtig. Das Spiel jedoch
verwundert uns. Das Maulhalten, das verstehen wir wieder, lässt dadurch mehr
Zeit übrig für die Arbeit und das Spiel. Wir müssen allerdings erkennen, dass
wir das Spielerische schon aus unserem beruflichen und unternehmerischen Umfeld
verbannt haben. Verständlicherweise, weil wir uns tagein tagaus mit zweckgebundenen,
existentiellen überlegungen am Leben halten müssen. Nicht, weil man uns das
so beigebracht hat, nein, weil wir uns dies selbst mehr und mehr auferlegt
haben. Womit wir dann die Einsteinsche Erfolgsformel in puncto Spiel durch
planerische Sicherheit ersetzt ben. Nebenbei erwähnt: Das Maulhalten wurde
durch endlose Diskussionen in endlosen Meetings ausgetauscht.
Je mehr wir spielen, desto mehr Lösungen können wir erwarten.
Vielleicht sollten wir uns wieder intensiver mit dem Gedanken anfreunden, durch
Spielen zu überraschenden Ergebnissen zu kommen. Und zwar nicht nur zu einer
einzigen Lösung, sondern gleich zu einem ganzen Bündel von Lösungen. Wäre das
nicht spannend? Gerade der spielerische Umgang mit Aufgaben und Problemen bringt
nämlich eine Vielzahl neuer und unterschiedlicher Lösungen ans Tageslicht. Als
logische Konsequenz daraus könnten wir sagen: Je mehr wir spielen, desto mehr
Lösungen können wir erwarten. Was für eine freudige Vorstellung, wenn wir unsere
Arbeit als Spiel bezeichnen und damit auch unsere Gefühle von Spannung und Freude
zum Ausdruck bringen könnten!
Allerdings unterbindet unsere starre Haltung zur Sicherheit diese so entscheidend
wichtige Möglichkeit, Neues zu entdecken. Denn mit dem ständigen Sicherheitsgedanken
im Nacken können wir nun mal nicht optimal spielen. Und auch nicht unbedingt
frei arbeiten. Denn wer Sicherheit sucht, spielt nicht. Oft versuchen wir, Probleme
mit sehr eingeschränkten Sichtweisen zu lösen - weil wir die Probleme nur sehr
oberflächlich betrachten. Probleme zu lösen, bedeutet aber auch immer ein Suchen
und Versuchen. Dabei Risiken einzugehen, ist der zwingende Teil einer möglichen
Lösung, aber auch der zentrale Bestandteil des Spielens.
Für jedes Problem ein eigenes Spiel.
Viele von uns halten sich stets stur an die Regeln. Doch wer immer nur nach
denselben Regeln funktioniert, kann gar nie zum Spielen kommen. Auch wenn wir
uns noch so sehr den Veränderungen stellen wollen, wir sollten dabei wissen,
dass im Grunde genommen das uns beherrschende Regelwerk die größte Hürde darstellt.
Wenn wir immer nur eine Lösung finden wollen, die sich durch die bekannten Regeln
ableiten lässt, bleibt uns irgendwann kein erweiterter Blickwinkel mehr. Versuchten
wir hingegen, mit einer Aufgabe spielerisch umzugehen, würde dies unseren Spielraum
für völlig andere überlegungen zulassen. Frei nach dem Motto: Für jedes Problem
ein eigenes Spiel, hätten wir die Chance, neue Regeln zu entwerfen und darauf
unser Denken aufzubauen.
Zugegeben, es ist ein hartes Stück Arbeit, wenn wir versuchen, neue Spielregeln
aufzustellen. Dazu gesellt sich die Frage, wer berechtigt ist, die neuen Leitsätze
festzulegen. Und: Die Definition eines neuen Regelwerks bietet noch keine Garantie
für einen möglichen Erfolg. Wer neue Regeln definieren will, sollte daher die
alten Regeln genau kennen. Denn nur dann ist er auch in der Lage, wirklich neue,
anwendbare Regeln vorzugeben.
Ein Spiel mit neuen Regeln lässt vielleicht undeutliche und nicht immer sofort
verständliche Situationen entstehen. Es stellt eine neue Herausforderung in
den Raum, die es zu lösen gilt. Die guten Spieler denken dabei gerne weiter,
weil sie das Spiel gewinnen wollen. Die weniger guten Spieler hingegen sind
der Meinung, alleine durch bessere Planung und den vermehrten Einsatz der altbekannten
Regeln das Spiel kontrollieren zu können. Doch ein Spiel besteht nicht nur aus
Situationen, und nicht nur geht es ums Gewinnen oder Verlieren. Klar, wer mitspielt
und das Spiel beherrscht, hat die Chance zu gewinnen. Und derjenige, der nicht
mitspielt oder die Regeln nicht beachtet, hat häufig schon verloren.
Erfahren Sie neue Perspektiven. Wagen Sie sich ans Erfinden eines neuen Spiels,
Ihres Spiels. Und bestimmen Sie die Spielregeln!
© Klaus Kofler